Philippinische Pfleger starten nach Convivo-Pleite neu durch
Mit der Convivo-Pleite standen die philippinischen Pflegefachkräfte der Kette vor einer ungewissen Zukunft. Jetzt wurden sie in Oldenburg gut aufgenommen und werden künftig hier arbeiten. Wie das gelang.
17.05.2023, 11:47 Uhr
Die philippinischen Pflegefachkräfte (vorne v.l.) Kimberly Sacramento, Michael Ruiz, Lairah Arboleda und Angelica Baliguat werden von BSB-Schulleiter Daniel Büter für ihre Arbeit in Deutschland fit gemacht.
Torsten von Reeken
Oldenburg – Lange haben sie sich darauf vorbereitet, ihre Heimat, die Philippinen, zu verlassen und nach Deutschland zu kommen, um hier als Fachkraft in der Pflege zu arbeiten. Doch mit der Insolvenz des Pflegeheimbetreibers Convivo standen sie vor einem Scherbenhaufen: Job weg, Aufenthaltsstatus gefährdet, die Zukunft unklar. Jetzt haben 13 dieser Pflegekräfte in Oldenburg eine Perspektive. Sie haben Arbeitgeber gefunden, lernen an der BSB-Schule das Handwerkszeug, das ihnen für ihre Arbeit hier noch fehlt, und wohnen im Alten- und Pflegeheim Marienhort der Caritas in Oldenburg.
Es musste schnell gehen
Möglich wurde das alles, weil ein Rädchen ins andere gegriffen hat: So hat BSB Deutschland die Fachkräfte an Arbeitgeber vermittelt, die Caritas die Weichen für die Unterbringung gestellt und die Stadtverwaltung hat dafür grünes Licht gegeben und alle behördlichen Angelegenheiten abgewickelt. „Das alles hat nur eine Woche gedauert, es musste schnell gehen“, sagt Ina Gean, Geschäftsführerin von BSB. „Wir haben eine pragmatische Lösung für die Unterbringung der philippinischen Fachkräfte gesucht und Gespräche mit der Stadt geführt. Wir haben freie Pflegezimmer für die Fachkräfte hergerichtet und die Stadt hat den Versorgungsvertrag für unsere Einrichtung angepasst und sieben Zimmer raus genommen“, führt Caritas-Geschäftsführer Sebastian Betz aus.
Künftig netzwerken
Diese Vernetzung soll Vorbild und ein Schlüssel im erfolgreichen Kampf gegen den Notstand in der Pflege werden: miteinander arbeiten, nicht gegeneinander im Ringen um Fachkräfte – so stellen es sich die Arbeitsgruppe Pflegefachkräfte im Oldenburger Bündnis Pflege und die Stadt vor.
Aus- und Weiterbildung, Wohnen und Arbeit für Mitarbeiter aus dem Ausland zusammenführen: Das hält nicht nur Betz, sondern auch Michael Massini, der die Einrichtung am Küstenkanal der Hansa-Kette leitet, für eine zukunftsfähige Lösung: „Zehn Unterkünfte für eine Einrichtung mit etwa 100 Plätzen halte ich für realistisch.“ Die Erfahrung zeige, dass die Wohnungsfrage ein wesentlicher Punkt bei der Gewinnung ausländischer Fachkräfte sei. Durch den Anschluss an den Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz könnte unnötiges Pendeln vermieden und Nähe hergestellt werden. Die Unterbringung in Doppelzimmern oder Wohngemeinschaften findet Ina Gean, die mit BSB Fachkräfte aus dem Ausland rekrutiert und hier für ihren Einsatz vorbereitet, sinnvoll: „Die Fachkräfte haben ihre Heimat verlassen. Das ist ein großer Schritt, die brauchen sich hier gegenseitig.“ Massini spinnt den Faden weiter: Campus-Lösungen kann er sich vorstellen, auch mit mehreren beteiligten Trägern.
Als Azubi nach Oldenburg
Denn die Zukunft könnte so aussehen, dass nicht nur fertig ausgebildete Fachkräfte nach Oldenburg geholt werden, sondern immer mehr junge Menschen um die 20 Jahre alt, die hier eine Ausbildung in der Pflege beginnen. Dafür braucht es Strukturen, in denen sich die Auszubildenden wohl- und gut aufgehoben fühlen. Die Bereitstellung von Wohnraum und eine enge Begleitung gehören dazu, so Massini, der dies in seiner Einrichtung bereits praktiziere, wo Kandidaten zuerst ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren und dann in die Ausbildung starten.