Wie neue Pflegekräfte für Oldenburg gewonnen werden sollen
Fehlende Unterstützung, langwierige Prozesse: Das war die Kritik der AG Pflegefachkräfte an der Stadt Oldenburg vor einigen Monaten. Jetzt hat man sich zusammengerauft und arbeitet daran, Pflegefachkräfte zu gewinnen.
Von Anja Biewald
16.05.2023, 16:14 Uhr
In der Arbeitsgruppe Pflegefachkräfte, in der sich auch (hinten v.l.) Ina Gean (Geschäftsführung BSB), Dr. Wiebke Friedrich (Strategische Sozialplanung), BSB-Schulleiter Daniel Büter, Migrationsberaterin Nadine Kilimann und (vorne v.l.) Meike Dikosso (Leiterin des Amtes für Teilhabe und Soziales), Michael Massini (Leitung Hansa Seniorenwohnzentrum Am Küstenkanal), Sebastian Betz (Geschäftsführer Caritas Oldenburg) und Josephine Waurich (BSB) engagieren, läuft es nun rund.
Torsten von Reeken
Oldenburg – Die Arbeitsgruppe Pflegefachkräfte im Bündnis Pflege der Stadt Oldenburg hat den Neuanfang geschafft. Die deutliche Kritik an der Verwaltung bezüglich fehlender Unterstützung und Begleitung bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland sowie insgesamt komplizierten Prozessen und fehlenden Ansprechpartnern wurde in großer Runde aufgearbeitet. Mit Erfolg: Jetzt wird inhaltlich gearbeitet, um Oldenburg in der Pflegekrise besser aufzustellen.
Schnell und verbindlich
„Es geht jetzt alles super verbindlich und super schnell“, sagt beispielsweise Sebastian Betz, Geschäftsführer der Oldenburger Caritas, über die Zusammenarbeit mit der Stadt. Und Ina Gean, Geschäftsführerin von BSB, die Pflegefachkräfte aus dem Ausland rekrutieren und für den heimischen Arbeitsmarkt fit machen, findet: „Es macht gerade richtig Spaß. Wir kommen endlich in die Umsetzung, in der Arbeitsgruppe hat sich ein richtiger Push entwickelt.“
Der Fachkräftegewinnung aus dem Ausland ist wichtig im Kampf gegen den Pflegenotstand. Bei der Stadt gibt es nun feste Ansprechpartner bei Fragen rund um ausländische Fachkräften, um Abläufe zu beschleunigen. Auch werden die Akteure aus der AG Pflegefachkräfte beim Netzwerken und bei der Suche nach geeignetem Wohnraum für die Pfleger aus dem Ausland unterstützt. „Wir haben gerade eine Pflegefachplanung installiert, die jetzt im Aufbau ist. Bei der Stadt steuern und vermitteln wir Kontakte und vereinfachen behördliche Fragen, wo es nur geht“, sagt Meike Dikosse, Leiterin des Amtes für Teilhabe und Soziales.
Drei Untergruppen
Dr. Wiebke Friedrich aus der Strategischen Sozialplanung der Stadt, hat die Funktion der Sprecherin für die Arbeitsgruppe übernommen und ist Schnittstelle zur Stadt. Sie erläutert die neue dreiteilige Struktur der Arbeitsgruppe:Fachkräfte finden: So heißt eine von drei neuen Untergruppen, in der ausgelotet wird, welche kommunalen Handlungsspielräume es bei der Anwerbung von Fachkräften gibt. Auch geht es ums Netzwerken im Sinne der Arbeitgeber in allen Pflegebereichen – alle sitzen im gleichen Boot, sollen voneinander lernen und miteinander handeln. Fachkräfte binden: Was muss getan werden, damit Pfleger nicht abwandern? Wie gelingt es, ausländische Mitarbeiter hier zu halten? „Was fehlt uns in Oldenburg noch, um die Willkommenskultur zu verbessern? Das ist eine der Fragen“, so Wiebke Friedrich. Fachkräfte weiterbilden/qualifizieren: Wer braucht welche Sprachkurse? Wie können Pflegehilfskräfte weitergebildet werden?
Geht es um die Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte, ist die neue Migrationsberaterin Nadine Kilimann – gefördert vom Land Niedersachsen – über den Verein Value Life, eine wichtige Ansprechpartnerin: Sie begleitet Fachkräfte aus der Pflege und anderen Branchen aus dem Ausland in allen Alltagsbelangen und bei behördlichen Angelegenheiten.
Auszubildende aus dem Ausland
Geplant ist nun ein Symposium für Arbeitgeber in der Pflege. Auf der Tagesordnung steht das Thema Auszubildende aus dem Ausland für Pflegeberufe. „Wir werden überschwemmt mit Anfragen von jungen Leuten, die sich hier ausbilden lassen wollen“, erzählt Michael Massini, der das Hansa Seniorenwohnzentrum Am Küstenkanal leitet. Hierin liege eine Chance, aber auch die Herausforderung, seriöse Agenturen in der Vermittlung und geeignete Auszubildende zu finden und in Oldenburg die Strukturen dafür zu schaffen, diese, im Vergleich zu fertig ausgebildeten Fachkräften deutlich jüngeren Menschen, gut aufzunehmen und zu integrieren.